Die Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium), auch Gewöhnliche Stechpalme, Gemeine Stechpalme,  oder nach dem botanischen Namen Ilex genannt, ist die einzige in Mitteleuropa heimische Pflanzenart der Gattung der Stechpalmen (Ilex) innerhalb der Familie der Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae). 

Die Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium), auch Gewöhnliche Stechpalme, Gemeine Stechpalme,  oder nach dem botanischen Namen Ilex genannt, ist die einzige in Mitteleuropa heimische Pflanzenart der Gattung der Stechpalmen (Ilex) innerhalb der Familie der Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae).

Die Europäische Stechpalme war Baum des Jahres 2021 in Deutschland. Und ist ein immergrüner, aufrechter, ein- oder auch mehrstämmiger, 1 bis 5 Meter hoher Strauch oder ein 10 bis 15 Meter hoher, dicht verzweigter Baum mit kegelförmiger Krone. Junge Zweige sind grün und dicht behaart. Auch die Rinde des Stamms bleibt lange grün und bildet erst spät eine dünne schwarzgraue Borke. Die Stämme der Baumform können Durchmesser von bis zu 150 Zentimeter erreichen. Die Pflanzen werden bis zu 300 Jahre alt.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 10 bis 15 Millimeter lang. Die Blattspreite ist relativ dick und ledrig, auf der Oberseite glänzend dunkelgrün und unterseits gelbgrün. Die Form der Blattspreite ist elliptisch und am oberen Ende zugespitzt. Der Rand von Blättern aus den unteren Bereichen der Pflanze ist auf beiden Seiten mit Stacheln versehen. Mit zunehmender Höhe der Pflanze lässt die Bestachelung nach und es treten vermehrt auch völlig stachelfreie Blätter auf.

Die Blütezeit reicht von Mai bis Anfang Juni. Die Europäische Stechpalme ist zweihäusig. Die doldigen Blütenstände stehen in den Achseln vorjähriger Blätter. Es ist ein kurzer Blütenstiel vorhanden.

Die unscheinbaren, eingeschlechtigen Blüten sind bei einem Durchmesser von etwa 8 mm, meist vier-, selten fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die 4 bis 5 Kelchblätter sind an ihrer Basis verwachsen. In den männlichen Blüten ist ein Kreis mit 4 oder 5 Staubblättern vorhanden.

Die bei Reife roten Steinfrüchte sind bei einem Durchmesser von 8 bis 10 Millimetern kugelig, erbsenförmig, glänzend und saftig. Sie enthalten vier Steinkerne, die die Samen enthalten. Fruchtreife tritt ab Oktober ein.

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, vor allem Bienen. Trotz der wehrhaften Blätter wird vor allem im Winter das feste Laub vom Wild verbissen. Die immergrüne Stechpalme ist im Winter auch ein beliebter Schlafplatz für kleinere Vögel und Überwinterungsstätte für Zitronenfalter.

Die Samen werden von Drosseln, Rotkehlchen und Mönchsgrasmücken verbreitet. Den Vögeln schaden die Giftstoffe der Früchte nicht. Die Früchte werden erst weich und für Vögel essbar, wenn sie mehrmals Frost bekommen haben und können den ganzen Winter an der Pflanze bleiben, ohne zu verderben. Insgesamt sind in Mitteleuropa jedoch nur 12 Vogelarten bekannt, die Ilex-Beeren fressen. Im Vergleich dazu sind andere Arten, wie z. B. die Vogelbeere, die von 63 Arten gefressen wird, deutlich beliebter.

Zu den wenigen Feinden der Stechpalme zählt die Ilex-Minierfliege (Phytomyza ilicis), deren Larve die Blätter befällt. Die Fliegen treten von Ende Mai bis Ende Juni auf und legen ihre Eier einzeln auf der Blattunterseite, an die Mittelrippe oder an den Blattstiel frischer Stechpalmenblättern.

Ein weiterer, insbesondere bei Gärtnern sehr unbeliebter, Schädling ist die Blattlaus Aphis ilicis, die auch Ilexblattlaus (bzw. Ilex-Blattlaus) genannt wird und sich wie die Ilex-Minierfliege ausschließlich von Stechpalmen ernährt, wobei bevorzugt Jungtriebe befallen werden. Die Blattläuse sind 2 bis 3 mm groß und olivbraun bis rötlich gefärbt und ähneln optisch der verwandten Schwarzen Bohnenlaus. Durch die Abgabe von Honigtau, werden Ameisen angelockt.

Die Europäischen Stechpalme ist in West- und Süd-Europa und Nordwestafrika verbreitet. In Deutschland kommt die Europäische Stechpalme im Bereich des Mittelgebirgsgürtels vor allem westlich des Rheins, im Schwarzwald, im nördlichen Tiefland und im Alpenvorland auch weiter östlich vor. In Deutschland steht die Stechpalme nach der Bundesartenschutzverordnung unter besonderem Schutz.

Die Blätter sowie die (roten) Beerenfrüchte sind gering giftig. Als Symptome einer Vergiftung werden

Übelkeit, Erbrechen, in älterer Literatur auch Herzrhythmusstörungen, Lähmungen, Nierenschäden, Durchfall, Magenentzündung und Schläfrigkeit beschrieben.

In gemäßigten Gebieten wird die Stechpalme als Zierpflanze in Gärten und Parks angepflanzt. Neben der Wildform sind mehrere Kulturformen im Handel, teils mit anderer Blattgestalt und anderen Blattfarben.

Das dichte, schwere, gut polierbare grünliche Holz wurde früher zu Druckstöcken für Holzschnitte verarbeitet, auch zu Messerfunieren oder Spazierstöcken. In der Feintischlerei diente es als Ebenholzersatz, da es dunkle Lacke gut annimmt.

Ein bekanntes Stück Hülsenholz ist Johann Wolfgang von Goethe Spazierstock; er steht im Goethehaus in Weimar.

Die giftigen Früchte wurden früher gegen Verstopfung und Epilepsie und die Blätter gegen Magenschwäche, das Wechselfieber und in Südeuropa gegen Rheuma verwendet. Die gerösteten Samen dienten als Kaffee-Ersatz.  Die belaubten Zweige können gebündelt und, an einem Seil befestigt, zur Schornsteinreinigung verwendet werden. Dabei funktioniert der Stechpalmenbüschel wie eine Stahlbürste.

Zweige und Blätter der Pflanze wurden einst auch gegen die Ratten- und Mäuseplage eingesetzt.

Das sattgrüne Laub und die kräftig roten Beeren, die zu einer dunklen Jahreszeit erschienen, verkörpern die Farben der Hoffnung und der Liebe. Im Christentum werden sie verbunden mit Leben und Blut. Am Palmsonntag wird des Einzugs Jesu in Jerusalem gedacht. Zu diesem christlichen Feiertag werden in der gemäßigten Klimazone mangels echter Palmenzweige die Zweige von immergrünen oder zu dieser Jahreszeit bereits ergrünten Pflanzen (Weiden, Buchsbaum, Stechpalme) als Palm geweiht.

Johann Wolfgang von Goethe schrieb zur Verwendung an christlichen Festen:

 

Im Vatikan bedient man sich
Palmsonntag echter Palmen
Die Kardinale beugen sich
und singen alte Psalmen.
Dieselben Psalmen singt man auch,
Ölzweiglein in den Händen,
Muß im Gebirg zu diesem Brauch
Stechpalmen gar verwenden.“